Velociraptor
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Velociraptor (lat.: velocis (zu velox) − schnell, flink; raptor − Räuber) war ein kleiner theropoder DinosaurierDromaeosaurier. Er lebte zur Zeit des Campan in der Oberen Kreide im Gebiet der heutigen Mongolei. Der Gattung ist nur die Art Velociraptor mongoliensis zugeordnet. aus der Gruppe der
Der etwa truthahngroße Velociraptor war zwar wesentlich kleiner als andere Dromaeosaurier, wie beispielsweise Deinonychus, stimmt mit diesen jedoch in der Morphologie weitgehend überein. Er war ein agiler, bipeder Fleischfresser mit langem Kopf und Schwanz und der für Dromaeosaurier typischen sichelförmigen Klaue an der inneren Zehe zum Attackieren der Beute. Er unterschied sich von anderen Dromaeosauriern durch seinen langen, flachen Schädel sowie durch eine hochragende Schnauze.
Velociraptor spielt eine wichtige Rolle in dem Actionfilm Jurassic Park, wo er meist nur „Raptor“ genannt wird. Nicht nur deswegen gehört Velociraptor zu den populärsten Dinosauriern. Aus dramaturgischen Gründen wurde das Tier jedoch im Film stark vergrößert dargestellt und gleicht in dieser Hinsicht eher dem nordamerikanischen Deinonychus.
Größenvergleich von Velociraptor und Mensch
Velociraptor war sowohl für Dromaeosaurier als auch für Dinosaurier recht klein, etwa so groß wie Pyroraptor[1]. Der Velociraptor hatte zwar Flugfedern am hinteren Oberarm, er war allerdings eindeutig flugunfähig. [2] aus Europa. Er wurde etwa 1,80 Meter lang und erreichte eine Hüfthöhe von etwa 60 Zentimetern. Er wog wahrscheinlich rund 20 Kilogramm
Der etwa 25 Zentimeter lange Schädel hatte eine obere konkave Fläche. Die Kiefer waren mit 26 bis 28 in regelmäßigen Abständen angeordneten Zähnen auf jeder Kieferhälfte ausgestattet, welche hinten mehr gezackt waren als vorne − möglicherweise eine Anpassung an das Fangen schneller Beute. [3][4]
Wie andere Dromaeosaurier hatte Velociraptor drei stark gekrümmte Klauen an den Armen, das Skelett der Vorderextremitäten ähnelt dem der Vögel. Die Struktur der Handwurzelknochen verhindert die Einwärtsdrehung des Handgelenkes. Andes als bei den meisten Theropoden, welche drei funktionale Zehen am Hinterfuß haben, lief Velociraptor nur auf der dritten und vierten Zehe. Der erste Zeh ist eine schmale Afterklaue, der zweite Zeh ist stark modifiziert und zu einer sichelartigen, scharfen Klaue mit großem Durchmesser umgebildet. Diese Sichelklaue wurde bis zu sieben Zentimeter lang[5][6].
Neben der langen Klaue ist der durch Knochenstäbe aus enorm verlängerten Fortsätzen der Wirbelkörper, den Präzygapophysen, versteifte Schwanz bei den Dromaosauriern charakteristisch. Diese Knochenfortsätze begannen bei Velociraptor am zehnten Schwanzwirbel und überragten die nachfolgenden vier bis zehn Schwanzwirbel. Durch die Versteifung verhielt sich der Schwanz wie eine Stange, es waren damit keine vertikalen Bewegungen möglich. Allerdings hatte das kleinste Fundstück eine Reihe von intakten Schwanzwirbeln in einer S-förmigen Kurve, dies deutet darauf hin, dass sich der Schwanz horizontal sehr viel besser bewegen konnte. Demzufolge half er, bei hohen Geschwindigkeiten das Gleichgewicht zu halten[7][8].
Rekonstruktion des Kampfes zwischen VelociraptorProtoceratops und
Eine Expedition des American Museum of Natural History in die Gobiwüste um 1922 brachte das erste bekannte Fossil von Velociraptor mongoliensis hervor: Ein zerbrochener, aber kompletter Schädel und eine Klaue. Zwei Jahre später führte der Museumspräsident Henry Fairfield Osborn den Fund in einem populärwissenschaftlichen Bericht auf, unter dem Namen Ovoraptor djadochtari (nicht zu verwechseln mit Oviraptor). Da der Name Ovoraptor nicht wissenschaftlich publiziert wurde, ist er ein Nomen nudum, die Umbenennung in Velociraptor mongoliensis wurde angestrebt[9]. Nach diesem Jahr kennzeichnete Osborn den Schädel und die Klaue als Typusexemplar der neuen Gattung Velociraptor. Das Art-Epitheton wurde er nach seinem Ursprungsland benannt (Mongolei), für restliche Etymologie siehe Einleitung.
Während des Kalten Krieges brachten Paläontologen aus der damaligen Sowjetunion und Polen weitere Funde ans Licht. Eines waren die berühmten „Kämpfenden Dinosaurier“, ein Velociraptor und ein Protoceratops, welche 1971 von einem polnisch-mongolischen Forscherteam ausgegraben wurden[10][11][12]. Die Skelette der beiden Dinosaurier waren in Sandablagerungen eingebettet und zeigen die Tiere annähernd in Lebendstellung. Das lässt eine äußerst rasche Bedeckung mit Sand vermuten, daher nimmt man an, dass die Tiere während des Kampfes von einer abrutschenden Düne verschüttet oder in einem Sturm von Flugsand begraben wurden. Später wurden weitere Funde gemacht.
Schädel des 1924 von Osborn beschriebenen Typusexemplars (A. M. 6515). Natürliche Länge etwa 18 cm.
Die meisten Funde stammen aus der Dschadochta-Formation im mongolischen Ömnö-Gobi-Aimag oder aus der chinesischen Inneren Mongolei. Jedoch wurden auch in der mongolischen Baruun-Gojot-Formation Überreste gefunden, die vermutlich Velociraptor mongoliensis zuzuordnen sind[13].
Die Fossilien der Dschadochta-Formation waren weit verteilt. Das Typusexemplar lag im Gebiet der „Flaming Cliffs“ von Bajanzag, die „Kämpfenden Dinosaurier“ wurden bei Tögrigiyn Schiree gefunden[14][15]. Neuere Funde wurden unter anderem bei Bajan Mandachu gemacht, einem Teil der Dschadochta-Formation.
Lebendrekonstruktion nach J. Mallon, 2002
Velociraptor ist ein Mitglied der Unterfamilie Velociraptorinae. In der phylogenetischen Systematik sind die Velociraptorinae definiert als „alle Dinosaurier, die Velociraptor ähnlicher sind als Dromaeosaurus“. Die Dromaeosaurier werden teils sehr verschieden klassifiziert. Ursprünglich nahm die Velociraptorinae nur Velociraptor mongoliensis auf[16], andere Untersuchungen ordnen in diese Gruppe auch Deinonychus und Saurornitholestes[17]. Eine neuere kladistische Analyse zeigt auf, dass man in die Reihe der Velociraptorinae nur Deinonychus und das Fossil IGM 100/1015 stellen sollte, letzterer Fund gehört wohl zu Velociraptor[18].
Später wurden eine Zeit lang einige andere Gattungen zur Gattung Velociraptor gestellt und alle Arten in letztere eingeordnet, so etwa Deinonychus (V. antirrhopus) und Saurornitholestes (V. langstoni)[19]. Heute ist Velociraptor mongoliensis als einzige Art der Gattung Velociraptor anerkannt.
Bei seiner Erstbeschreibung um 1924 wurde er in die Familie Megalosauridae eingeordnet, wo zu dieser Zeit fast alle karnivoren Dinosaurier eingeordnet waren[20]. Später wurde er mit allen Dromaeosauriern in die Familie Archaeopterygidae gestellt[21].
Quelle:Wikipedia